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Date: 2001-11-09

DE: Journalisten angeklagt - Datenvernichter frei


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Christiane Schulzki-Haddouti 09.11.2001 Die Konsequenzen aus
dem Aktenskandal im Bundeskanzleramt

Juristische Folgen scheint der Aktenskandal im Bundeskanzleramt
zunächst nicht für die beteiligten Datenvernichter, sondern für die
Aufklärer seitens der Presse zu haben. Am morgigen Freitag
werden erneut drei Redakteure der "Zeit" vor dem Amtsgericht
Hamburg Mitte auftreten müssen. Angeklagt sind sie des
Geheimnisverrats. Sie haben aus "amtlichen Schriftstücken eines
Strafverfahrens in wesentlichen Teilen im Wortlaut" vor einer
"öffentlichen Verhandlung" veröffentlicht. Es drohen Geldbußen, ja
sogar Freiheitsstrafen.

Das Trio hatte über die "Operation Löschtaste" im Bonner
Kanzleramt, die 1998 just nach den verlorenen Bundestagswahlen
über die Bühne ging, berichtet und dafür wortgetreu aus dem
geheimen Abschlussbericht des Sonderermittlers Burkhard Hirsch
(siehe auch Interview) zitiert. Anzeige wurde erstattet. Jedoch nicht
gegen die Datenvernichter, die drei Gigabyte Daten auf dem
Gewissen haben, sondern gegen die Journalisten Bruno Schirra,
Thomas Kleine-Brockhoff und Martin Klingst.


[...]
Damals wurden, so geht aus dem Hirsch-Bericht hervor, Daten
bewusst und koordiniert gelöscht, Vorgänge aus Akten
ausgeheftet. Verschwunden sind sogar die Registraturhilfsmittel,
die die Vorgänge nachweisen könnten. Transparenz und Kontrolle
wurden so ganz bewusst verhindert. So darf es nicht verwundern,
dass dies vor allem Akten zu Treuhand-Privatisierungen, zum
Verkauf der Leuna-Raffinerie, zum Waffenexport von Fuchs-
Spürpanzern sowie zum Bau einer Panzerfabrik in Kanada betrifft.

[...]

Schon letzte Woche wurde gegen die "Zeit"-Journalisten
verhandelt. Damals las der Richter jedoch lediglich den
inkriminierten Zeit-Artikel sowie Teile der Akten vor. Er versuchte
die Angeklagten davon zu überzeugen, eine Geldbuße zu
akzeptieren - damit sei auch kein Schuldeingeständnis verbunden.

Die Redakteure wollen allerdings auf keinen Fall eine Einstellung
des Verfahrens. Bruno Schirra gegenüber telepolis: "Es ist eine
grundsätzliche Angelegenheit, die auch grundsätzlich behandelt
werden sollte." Ein Urteilsspruch, aber auch eine Geldbuße würde
"eine bestimmte Art von Berichterstattung verhindern." Das
Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", der nach dem "Zeit"-Bericht
ebenfalls zitierte und danach beklagt wurde, hatte die Geldbuße
anstandslos bezahlt.

[...]
In der Tat hat die deutsche Politik bis zum heutigen Tag keine
Lehren aus dem Aktenskandal im Bundeskanzleramt gezogen. Bis
heute gibt es kein ähnlich großzügiges Informationsfreiheitsgesetz.
Als als EU-Kommissionspräsident Romano Prodi unterhält
Schröder nicht einmal eine Liste, aus der sich ersehen ließe, wer
ihm Post zukommen lässt und welche Post er beantwortet.

[...]

Die deutsche Presse übrigens hat aus dem Skandal nichts gelernt:
Eine nachhaltige Debatte über mehr Transparenz und Kontrolle hat
sie bis heute nicht in Gang gebracht.

Volltext
http://www.heise.de/tp/deutsch/special/frei/11082/1.html
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edited by Harkank
published on: 2001-11-09
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