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Date: 2000-09-25

DE: SIGINT, BND und Bundeswehr


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Erich Schmidt-Eenboom

[Volltext auf der neuen Website des Forschungsinstitus für
Friedenspolitik]

<http://ffi-weilheim.de/pages/frame.htm>
....
Eine ernsthafte Bedrohung für das alte SIGINT-Monopol des
BND geht von der konkreten Umsetzung dieser Vorgaben in
der "Weisung des Generalinspekteur der Bundeswehr zur
Ausplanung der Streitkräfte der Zukunft" vom Juli 2000 aus,
die festlegt. "Bisher nicht vorhandene Fähigkeiten - wie
strategische Verlegefähigkeit und strategische Aufklärung
sowie die Verbesserung der Interoperabilität und
Leistungsfähigkeit der Führungssysteme und -mittel rücken
in den Vordergrund". Die Vorgabe, dass "dem
streitkräftegemeinsamen Aspekt ... insbesondere in den
Bereichen Führung, Nachrichtengewinnung und Aufklärung ...
Rechnung zu tragen" ist, beseitigt die bisherige Konkurrenz
der Teilstreitkräfte und schafft dadurch eine gute
Ausgangsposition für die Verteilungskämpfe mit dem BND.
Der Generalinspekteur fordert überdies eine "Priorisierung der
Ausrüstung zur Verbesserung der Führungsfähigkeit mit den
Schwerpunkten Strategische Aufklärung, operativ/taktische
Aufklärung und Informationsüberlegenheit". In den
kommenden Jahren wird diese Priorität ihren Niederschlag in
einer technischen Modernisierung der Aufklärungsmittel
finden, oder in den Worten der Weizäcker-Kommission "Bei
der Nachrichtengewinnung und Aufklärung müssen vor allem
für satellitengestützte abbildende Aufklärung und für
weiträumig luftgestützte, sowohl abbildende als auch
signalerfassende Lageaufklärung neue Fähigkeiten aufgebaut
werden" . Dass die Bundeswehr dem BND die
kostenintensiven Satellitenkapazitäten und luftgestützte
Aufklärungsmittel zunächst aus ihrem Etat finanziert und ihm
anschließend die Federführung beim Einsatz überläßt, steht
nicht zu erwarten. Den Planungen des Generalinspekteurs
zufolge werden die Fernmeldetruppe elektronische
Kampfführung, ortsfeste und mobile Fernmelde- und
Elektronische Aufklärung von Heer und Marine, die Heeres-
Kräfte zum Betrieb stationärer Fernmeldeeinrichtungen im
Inland sowie die mobilen Weitverkehrs-Fernmeldekräfte, die
nicht Teil der Einsatzkräfte sind, und die Einrichtungen und
Anlagen des Fernmeldebereichs 70 der Luftwaffe in Trier in
der Streitkräftebasis zusammengefaßt. Die Emanzipation der
Bundeswehr vom BND gipfelt in der Aufstellung eines
Kommandos Strategische Aufklärung. Diesem
Aufklärungsholding der Bundeswehr stehen in Zukunft
folgende Komponenten zur Verfügung: die ortsfeste HF-
Fernmeldeaufklärung, die Satellitenfernmeldeaufklärung
(downlinks), die Fernmeldeaufklärung von Truppen-, Flug- und
Richtfunk überwiegend mit mobilen Kräften, die elektronische
Aufklärung aus mobilen Plattformen und Waffensystemen,
die luftgestützte SIGINT durch die Breguet Atlantique, die
seegestützte Aufklärung durch derzeit drei Messboote, sowie
der Zugriff auf optronische Aufzeichnungen, Licht- und
Radarbildern der AWACS-Flugzeuge (NATO Airborne Early
Warning Forces). Das ANBw mit seinen 620 Mitarbeitern war
traditionell Nutznießer, bicht Erzeuger
nachrichtendienstlicher Informationen. Mit dem neuen
Zentrum für Nachrichtenwesen jedoch wächst ein auf viele
Säulen gestützter effektiver Beschaffungsapparat. Die
Bündelung all dieser Informationsquellen in einer Hand
erlaubt ein weit differenziertes Lagebild, als es der BND und
die häufig unkoordinierten Aktivitäten in der "alten"
Bundeswehr je gewinnen konnten. Der Generalinspekteur
steuert mit großen Schritten auf die schnelle Umsetzung zu,
denn die die Aufstellung bzw. das Umgliedern "aller Ämter
und Einrichtungen des Militärischen Nachrichtenwesens in
der Streitkräftebasis" soll zeitlich gestaffelt ab dem 1.
Oktober 2001 erfolgen. Diesbezügliche Arbeitsgruppen im
ANBw waren im Sommer 2000 bereits eingesetzt. Ihren
Probelauf für eine selbständige Aufklärung in potentiellen
Einsatzgebieten hat die Bundeswehr seit Anfang der 90er
Jahre bereits in der Krisen- und Kriegsregion auf dem Balkan
gehabt. Von ihren Peilern und Erfassungsstellen in der
Bundesrepublik aus, die bis zum Ural reichen, hat die
Bundeswehr bereits während der Sezessionskriege in
Jugoslawien und zuletzt im Kosovo-Krieg eigenständige
funkelektronische Aufklärung - unabhängig von Vorgaben des
BND - betrieben. Mit den Ergebnissen war das ANBw sehr
zufrieden . Parallel zur Konzentration der Aufklärungsmittel
schafft sich das Verteidigungsministerium durch die
Zusammenführung bisher an unterschiedlichen Stellen
aufgehängter Einrichtungen zugleich einen analytischen brain
trust. Die wissenschaftlichen Kapazitäten der
Bundesakademie für Sicherheitspolitik in Straußberg, der
beiden Universitäten der Bundeswehr in Hamburg und
München, die Meldeaufkommen des Deutschen Militärischen
Vertreters beim Military Committe der NATO und bei der
WEU werden dem Inspekteur der Streitkräftebasis unterstellt
und der übernimmt auch die unmittelbare truppendienstliche
Führung des neuen Zentrums für Nachrichtenwesen der
Bundeswehr in Bad Neuenahr-Ahrweiler, des Militärischen
Abschirmdienstes (MAD) in Köln und des Amtes für
Militärkunde, d.h. des militärischen Anteils im
Bundesnachrichtendienst. Die Vorstellungen der Bundeswehr
zielen auf den Abzug der gesamten militärischen Aufklärung
aus dem BND und sind damit Sprengstoff für Pullach, das für
die Technik und Unterhaltung seiner zehn Lauschposten in
Deutschland 1998 70 Millionen DM aufwendete und mit
weiteren Einsparungen kämpfen muss. In Frankreich wurde
im Mai 1992der SR (Service des Renseignement Militaire)
zur DRM (Direction du Renseignement Militaire) unter
General Jean Heinrich umorganisiert und bekam mit seinen
ca. 650 Soldaten das Monopol zur militärischen
Funkaufklärung einschließlich des Satellitenwesens. Die
Kapazitäten wurden dem BND-Pendant, der DGSE, entzogen
. Noch ist ein solcher Schritt in Deutschland nicht
nachvollzogen worden, aber die Entwicklung geht in diese
Richtung. Schon die Weizäcker-Kommission empfahl für die
Aufklärung "die gemeinsame Beschaffung und ein Betrieb mit
Partnern ... Die dort gewonnenen Informationen sollten allen
Partnern zugänglich sein" . Damit fällt das alte, vertraglich
vereinbarte Monopol des BND beim Tausch von
nachrichtendienstlich gewonnenen Informationen nicht nur
mit Nato-Partnern. Kompetenzstreitigkeiten zwischen BND
und Bundeswehr sind da vorprogrammiert, wo die
Bundeswehr in internationalen Einsätzen mit Nicht-Nato-
Mitgliedern zusammenarbeitet und zwangsläufig mit deren
militärischen Nachrichtendiensten Lageinformationen
austauscht, ohne den Umweg über Pullach zu gehen. Bei
engen Verbündeten Deutschlands außerhalb der Nato - wie
Israel oder Japan - ist angesichts der Pfunde, mit denen die
Bundeswehr in zukunft wuchern kann, ebenfalls mit einer
auch nachrichtendienstlichen Kooperation mit deren
Militärgeheimdiensten auszugehen.

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